Zum Wohle der Natur
Land Oberösterreich
Illustration: grüne Schnecke
Home FELIXX Spiel Preise Highscores Labor Hilfe

Tagebuch  |  Forscherausweis  |  Forschertasche  |  Forscheraufgaben  |  Externe Codes  |  Kompakt  |  Alle Fragen
von Dodo-Bird (originally posted to Flickr as Earthworm) [CC BY 2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wikimedia Commons
Regenwurmlosung suchen

Regenwürmer (Lumbricidae)

Der deutsche Name „Regenwurm” leitet sich vermutlich von der Beobachtung ab, dass Regenwürmer besonders bei Regen an die Bodenoberfläche kommen und wir sie wahrnehmen. Die englische Bezeichnung „Earthworm” ist jedoch zutreffender: sie leben in der Erde, graben dort Gänge – sie fressen sich sozusagen durch den Boden. Dabei schaffen sie sehr wichtige Bedingungen für einen gesunden, fruchtbaren Boden:

• Regenwurmgänge lockern und durchmischen den Boden: Luft und Wasser kann vom Boden besser aufgenommen werden. Das ist wichtig für ein gutes Wurzelsystem der Pflanzen und die Belebung des Bodens durch andere nützliche Bodentiere. o Untersuchungen zur Ausdehnung der Regenwurmgänge in einer Dauerwiese ergaben, dass 200 g Regenwürmer pro m2 in einem Bodenblock von 1 m2 Grundfläche und 1.5 m Tiefe ein Röhrensystem mit einer maximalen Ausdehnung von 900 m anlegten!

• 100 Regenwürmer auf einer Grundfläche von einem m2 sind keine Seltenheit. In gesunden, tiefgründigen Böden können es auch schon mal 300 sein.

• Sie arbeiten abgestorbenes Pflanzenmaterial in den Boden ein. Regenwürmer können unglaubliche Mengen an Laub in ihre Gänge ziehen, es dort vorab von Mikroorganismen etwas kompostieren lassen und dann vertilgen. Dabei nehmen sie auch kleine Bodenteilchen mit auf. Im Verdauungstrakt werden die Bodenpartikel mit dem zersetzten Laub vermischt. Der ausgeschiedene Kot ist also organisch angereicherter (nährstoffreicher) Boden.

• Es ist eine wunderbare Vorstellung, dass sämtlicher Humus der obersten Erdschichten durch die Regenwürmer gegangen ist und innerhalb ein paar Jahren die Körper der Regenwürmer wieder passieren wird.

Regenwürmer gehören systematisch zu den Ringelwürmer (Annelida). Der Wurmkörper setzt sich aus bis zu 200 gleichgestalteten Abschnitten oder Segmenten zusammen, die wir äußerlich als Ringelung wahrnehmen. Nur im vorderen Drittel des Wurmes unterscheidet sich der innere Bauplan von dem der übrigen Körpersegmente durch die zusätzlich vorhandenen Verdauungs- und Fortpflanzungsorgane.

Die Regenwürmer besitzen weder Lungen noch Kiemen, sie atmen durch die Körperoberfläche. In feinen Gefäßen strömt das Blut unter der stets feuchten Haut durch und tauscht hier die Atemgase aus. Regenwürmer ertrinken daher auch nicht, wenn Regen ihre Gänge füllt, solange im Wasser genügend Sauerstoff gelöst ist. Mittels Licht-Sinneszellen am Vorder- und Hinterende können sie Hell und Dunkel unterscheiden. Damit sie sich im Dunkel des Erdreiches und in ihren Wohnröhren zurechtfinden, orientieren sie sich mit Hilfe eines Tast- und Gravitätsinnes. Spalten und Hindernisse sowie das Oben und Unten im Boden können so problemlos geortet werden. Bodenerschütterungen werden mit dem Drucksinn wahrgenommen. Dies ermöglicht die rechtzeitige Flucht vor einem herannahenden Fressfeind, zum Beispiel einem Maulwurf.

Durch das abwechselnde Strecken und Zusammenziehen einzelner Körperabschnitte kommt es zur typisch kriechenden Fortbewegung. Das Zurückrutschen des Wurmkörpers verhindern vier kurze Borstenpaare an jedem Segment, die aus ihren Versenkungen herausgeschoben und wie Spikes in den Boden gestemmt werden.

Regenwürmer sind Zwitter, d.h. sie besitzen sowohl männliche (Hoden) als auch weibliche (Eierstöcke) Geschlechtsorgane. In Ausnahmefällen können sie sich selbst befruchten. Normalerweise suchen sie sich aber einen Partner, mit dem sie sich paaren und ihre Samenzellen austauschen. Bei der Paarung legen sich die beiden Partner in entgegen gesetzter Richtung mit den Bauchseiten so aneinander, dass die Samentaschenregion im 9./10. Segment des einen Tieres dem Gürtel des anderen gegenüberliegt. Aus den Drüsen der Gürtelzone wird nun ein klebriger Schleim abgesondert, um die beiden Tiere für den Samenaustausch zu verbinden. Die Samen des Partners werden in Samentaschen gespeichert. Die Befruchtung der eigenen Eizellen mit dem fremden Sperma findet oft erst Tage später statt. Dazu wird – wiederum von den Drüsenzellen der Gürtelzone – ein klebriger Schleimring produziert, der später zu einer pergamentähnlichen Hülle erstarrt. In diese Hülle, die als Kokon bezeichnet wird, scheiden andere Drüsen des Gürtels eine eiweißhaltige Flüssigkeit ab. Aus dieser ringartig um den Körper liegen_den Hülle schiebt sich der Wurm nun langsam rückwärts kriechend heraus, so dass der Kokon nach vorne zum Kopfende hin wandert. Sobald der Kokon das 14. Körpersegment passiert, werden aus dem Eileiter-Porus reife Eizellen – meist nur eine – in den Kokon abgegeben. Wenn der Kokon dann die weiter vorne im 9. und 10. Segment liegenden Samentaschen erreicht, wandern die dort gespeicherten Samenzellen des Partners in den Kokon und befruchten die Ei_zelle. Nachdem der mit Nährflüssigkeit und befruchteter Eizelle gefüllte Kokon das Kopfende passiert hat, ziehen sich die offenen Enden des Kokons zusammen, so dass eine zitronenförmige Eikapsel entsteht. Danach werden auf gleiche Weise weitere Kokons produziert. Die Entwicklungszeit ist dauert je nach Art und Temperatur unterschiedlich lang (etwa 15- 90 Tage). Die jungen, frisch geschlüpften Regenwürmer unter_scheiden sich von den erwachsenen und geschlechtsreifen Tieren durch eine wesentlich geringere Größe, nur sehr schwache Pigmentierung und den noch nicht entwickelten Geschlechtsapparat. Erst nach 1-2 Jahren wird der Jungwurm geschlechtsreif. Dann entwickelt sich die Gürtelzone zur Fortpflanzung.

Das Durchschnittsalter eines Regenwurms wird auf rund 3 Jahre geschätzt. Im Labor erreichten einzelne Exemplare Alter von mehr als 10 Jahren.

3 verschiedene Lebensformtypen werden unterschieden:

• Streubewohner: Sie leben in den Streu- und Humusschichten an der Erdoberfläche. Durch ihre dunkle Pigmentierung sind sie sehr gut getarnt und vor den für sie schädlichen UV-Strahlen geschützt. Diese Würmer graben nur kleine horizontale Gänge in den lockeren Streu- und Humusschichten. Sie ziehen sich nur bei starker Trockenheit durch Hitze oder durch starke Kälte in den Wintermonaten in tiefere Bodenschichten zurück. Ihre Nahrung besteht aus Pflanzenresten und daran lebenden Bakterien und Pilzen.

• Mineralbodenbewohner: Sie leben in horizontalen Gängen der Mineralböden, die sie normalerweise nicht verlassen. Sie können alle kräftig graben. Solche Arten sind in der Regel nicht pigmentiert und mehr oder weniger durchsichtig. Sie fressen große Erdmengen, da sie sich von den im Boden enthaltenen abgestorbenen Wurzeln und organischen Substanzen ernähren.

• Vertikalbohrer/Tiefgräber: Sie graben bis zu 3 Meter tiefe, vertikal verlaufende Gänge, in denen sie sich zwischen den einzelnen Bodenschichten bis zur Erdoberfläche hin und her. Es sind sehr kräftige Wurmarten, die Blätter und andere pflanzliche Reste von der Oberfläche in die Gänge ziehen und dort fressen.

Nicht wahr ist, dass man durch Auseinanderschneiden eines Regenwurms 2 Würmer entstehen. Tatsache ist, dass nur das Vorderende mit den lebenswichtigen Organen («Gehirn», Magen, «Herzen» u.a.) weiterlebt, sofern hinter dem Gürtel noch genügend Segmente einen funktionsfähigen Darm gewährleisten und keine Wundinfektion eintritt. Das abgetrennte Hinterende stirbt in jedem Falle nach kurzer Zeit ab. Würde die wundersame Vermehrungstheorie zutreffen, so müsste es auf den viel gepflügten Äckern nur so wimmeln von Regenwürmern. Das Gegenteil ist der Fall: die Bodenbearbeitung, insbesondere der intensive Pflugeinsatz führt im Ackerbau zu einer starken Dezimierung des Regenwurmbestandes.

zurück


Illustration: orange Katze
Ich bin neu hier was soll ich machen?